Mittwoch, 29. Mai 2013

Lachs mit Limetten-Butter-Sauce






















Ist mir wurscht, was ihr sagt - ich fang jetzt an mit der guten Sommerküche! Mit den Salaten, den leichten Fischgerichten, den Antipasti und dem Grillfleisch. Egal, ob es draussen regnet oder schneit - ich meine, halloooo, es ist Ende Mai und ich habe gerade das Wort Schnee in den Mund genommen. Und das nicht grundlos, denn vor ein paar Tagen wurden wir hier doch tatsächlich noch mit weissen Flocken und Bodenfrost konfrontiert.

Aber mir egal jetzt. Wetter, du bist eh ein Arschloch und bei mir schon seit Jahren untendurch. Das machen dann auch die Supersommer nicht mehr wett, die du uns einmal pro Jahrzehnt vorbeischickst und wegen denen uns dann alle Fische im Rhein abserbeln.

A propos Fisch: Lachs mit Buttersauce und einem Hauch Limette. Gibt's unter all den Sachen, die aus dem Meer kommen, etwas Besseres? Ausser vielleicht Scampi in allen möglichen Variationen, oder Thunfischsteak oder natürlich Schwertfisch mit Pfefferminz, aber das ist gar nicht so leicht zu finden hier. Schwertfisch, meine ich, das andere wächst ja auf meinem Balkon (in diesem Moment schlich sich in meinen Kopf grad das Bild von balkonesischen Schwertfisch-Kolonien ein, mit dem Schwert voran in Terracotta-Töpfe gesteckt; und nein, ich bin nicht betrunken, nur müde).

Liegt vielleicht daran, dass man Schwertfisch eigentlich nicht essen sollte, weil gefährdet. Darum jetzt also der Lachs.


Rezept:
2 Lachsfilets
1 Glas Weisswein
1 kleine Zwiebel
3 EL Butter
1 Limette
Salz, Pfeffer

1.) Den Weisswein in einem Topf aufkochen. Die Zwiebel schälen, hacken und zu dem Wein geben. Die Hitze etwas zurück drehen und den Wein bis auf etwa 2 Esslöffel einkochen lassen. Anschliessend durch ein Sieb in einen zweiten Topf geben.

2.) Die Butter stückweise zur Weinreduktion geben und auf kleiner Stufe unter stetigen Rühren (mit dem Schwingbesen) auflösen.

3.) Zum Schluss die Limette heiss waschen und abtrocknen. Wenig Schalenabrieb und einen kräftigen Spritzer Saft zugeben und gut mischen.

4.) Währenddessen den Lachs auf beiden Seiten anbraten (die Geschmäcker sind in Bezug auf Glasigkeit ja unterschiedlich; ich mache so etwa 4 Minuten auf jeder Seite) und erst danach mit Salz und Pfeffer würzen.

Die Sauce ist inspiriert von der französischen Beurre Blanc. Hier gibt es eine nette Videoanleitung, wie man das Original kredenzt - allerdings auf Englisch.

Samstag, 25. Mai 2013

Gefüllte Zucchiniblüten mit Spinat und Hüttenkäse






















Von gefüllten Zucchiniblüten habe ich zum ersten Mal in einer Geschichte über den sizilianischen Polizisten Montalbano gelesen. Ihr erinnert euch, der Mann der für sein Leben gerne isst und mit dem ich vor etwa zwei Jahren mal eine kurze, aber inspirierende Romanze hatte.

Leider fand ich das Rezept im entsprechenden Kochbuch, das Montalbanos Lieblingsessen aufnimmt, nicht wieder, so dass ich mir selber helfen musste. Ein kurzer Blick ins Netz zeigte, dass die meisten Rezepte von einer Ricottafüllung ausgehen, wobei die Blüten selber entweder gebraten, gedämpft oder frittiert werden.

Ich habe mich für eine leicht abgeänderte Variante entschieden, da mir Ricotta meist etwas zu schwer ist, vor allem in dieser Konzentration. Also habe ich frischen Spinat mit Hüttenkäse kombiniert und die Päckchen vor dem Backen mit etwas Sesamöl beträufelt, was den ohnehin schon nussigen Geschmack der Blüten schön abrundet.

Eine herrliche Beilage, die gut zu Fisch und gegrilltem Fleisch passt. Und fast ein Grund, mich wieder auf den Commissario einzulassen ...






















Rezept

Für die Füllung:
1 kleine Zwiebel
1 kleine Knoblauchzehe
120 g Spinat
180 g Hüttenkäse
Salz, Pfeffer, Muskatnuss, Curry
Butter zum Dünsten

1.) Zwiebel und Knoblauch schälen und hacken. In einem Topf in wenig Butter anschwitzen.

2.) Den Spinat gründlich waschen und in den Topf geben. Auf kleiner Flamme zusammenfallen lassen, anschliessend salzen und pfeffern. Kurz weiterköcheln, in ein Sieb geben und leicht ausdrücken, um überschüssige Flüssigkeit loszuwerden.

3.) In einer Schüssel den abgetropften Spinat mit dem Hüttenkäse mischen, eine Prise Muskat und drei Prisen mildes Currypulver dazu geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, falls nötig.






















Die Blüten:
12 Zucchiniblüten
Sesamöl

1.) Die Zucchiniblüten auf Dreck und Erdkrümel untersuchen und allenfalls sorgfältig säubern. In kochendem Salzwasser blanchieren - so werden sie weicher und lassen sich leichter füllen. Auf einer Lage Küchenpapier abtropfen lassen.

2.) Die Blüten vorsichtig öffnen (die Seiten sollten nicht einreissen) und den Stempel entfernen. Frauen sind hier im Vorteil, zumindest wenn sie lange Fingernägel haben; die anderen nehmen dazu eine Pinzette oder ein kleines Messerchen.

3.) Nun die Füllung mit Hilfe eines Teelöffels in die Blüten geben und anschliessend die Enden zusammendrehen.

4.) Die so gefüllten Blüten auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben und mit ein wenig Sesamöl beträufeln. Backen bei 170 Grad für 15 Minuten.

Dazu gab es Fischfilets, ganz einfach mariniert mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer und etwas Petersilie - eine rundum gelungene Kombination.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Improvisierte Bärlauch-Biscuits mit Parmesan






















Da hatte ich nun schon die ganze Woche vor, an meinem freien Tag frische Scones mit Bärlauch zu backen, und just in dem Moment, wo ich damit beginnen wollte, hat mich meine Küchenwaage verlassen. Einfach so! Ich bin aus allen Wolken gefallen, schliesslich dachte ich, dass es zwischen uns so gut läuft wie immer. Kein "Hey, für mich stimmt das so nicht mehr" oder "Ich brauch mal ein bisschen mehr Zeit für mich" als Vorwarnung. Stattdessen - zack bumm - und weg war sie.

Und wie macht man nun Scones, wenn man keine funktionierende Waage mehr hat? Man muss sich stattdessen mit Cups behelfen. Also habe ich flink einen meiner liebsten amerikanische Backblogs aufgesucht und bin fündig geworden: Joy the Baker präsentiert auf ihrer Seite herrlich aussehende Cheddar Black Pepper Biscuits.

Leider hatte ich einige der Zutaten nicht im Hause, da ich ja vorhatte, nach meinem Grundrezept vorzugehen und einfach ein bisschen Bärlauchpaste dazu zu geben (ich verfluche dich, Küchenwaage!).






















Improvisation war also gefragt, die Buttermilch wurde durch normale Milch ersetzt, Shortening gibt's hier sowieso nicht, fand aber stattdessen in Form von mehr Butter den Weg in die Schüssel. Auch die Sache mit den Cups ist ja immer etwas knifflig, denn die Angaben 1/2 Cups oder 3/4 sind nicht gerade leicht umzusetzen, wenn man nur einen Joghurtbecher zur Verfügung hat, der so grob einem Cup entspricht - aber eben auch nicht ganz.

Das Ergebnis war nicht ganz so fluffig, wie ich es mir erhofft hatte, sondern eher etwas gar krümelig. Ein bisschen mehr wie ein mürbes Biscuit eben, und weniger wie ein Scone (ob's an der Adaption liegt? Oder muss das so sein? Ich weiss es nicht). Doch mit Butter bestrichen und quasi direkt vom Blech in den Mund geschoben, war's dann doch ziemlich lecker. Auf jeden Fall eher was zum sofort geniessen und nix, was man noch lange aufbewahren könnte.

Die Bärlauchpaste habe ich im Übrigen aus etwa 100 Gramm Bärlauchblättern, etwas Olivenöl und Salz zusammengemixt. Ihr findet ähnliches aber im Moment auch noch in Metzgereien oder Spezialitätenläden.






















Rezept (adaptiert nach Joy the Baker):

2 Cups Weissmehl
1 Cup Vollkornmehl
2 EL Zucker
4,5 TL Backpulver
0,75 TL Salz
1 Cup Butter, in Flocken
1 Ei
0,75 Cup Milch
3-4 TL Bärlauchpaste

Olivenöl und Parmesan zum Überbacken

1.) Mehl, Zucker und Salz mischen und das Backpulver darüber sieben. Die Butter in Flocken dazugeben und so lange verreiben, bis die Masse krümelig ist.

2.) In einer separaten Schüssel das Ei verklopfen und die Milch untermischen. Anschliessend zum Mehl geben und zusammen mit der Bärlauchpaste zu einem Teig verkneten.

3.) Jetzt kommt die anstrengende Arbeit: Kneten, kneten, kneten, und das für etwa 15 Minuten. Danach auf einer bemehlten Fläche ca. einen fingerbreit ausrollen und mit einem Glas die Biscuits ausstechen.

4.) Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben und mit etwas Olivenöl bestreichen. Gemahlenen Parmesan darüber geben und dann bei 220 Grad für ca. 10-12 Minuten backen. Am besten noch warm servieren.


Mit einem schweren Seufzer und einem grollenden Blick in Richtung Küchenwaage entlasse ich euch in diesen Tag. Macht's gut - auf jeden Fall besser als ich!

Sonntag, 19. Mai 2013

Mega-City Tokyo

Der letzte Teil unserer Reise führte uns nach Tokyo, eine Stadt von so unglaublicher Grösse, dass es einem schier den Atem nimmt. Rund 35 Millionen Menschen wohnen in ihrem Grossraum, 9 davon in der eigentlichen Stadt. Es gibt Bahnstationen mit 25 verschiedenen Ausgängen, die mehrere hundert Meter auseinanderliegen und nahtlos in die gleichnamigen U- oder S-Bahnstationen übergehen. Die grösste davon ist Shinjuku, mit angeblich 3 Millionen Passagieren täglich.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie die Leute es schaffen, dort jemals pünktlich zu einem Termin zu erscheinen. Andererseits sieht man die Japaner auch immer in den Zügen schlafen - wahrscheinlich müssen sie um 4 Uhr morgens aufstehen, damit sie rechtzeitig und trotz Rush Hour den Weg durch diese Stadt finden.

Natürlich müssen sich all die Tokyoter ja auch irgendwo amüsieren - und das tun sie vornehmlich in Roppongi, Shinjuku und Shibuya. Die Kreuzung dort, Shibuya Crossing, ist in praktisch jedem Film über Tokyo einmal zu sehen und die Neonschilder leuchten beinahe Tag und Nacht. Wenn die Ampeln auf Grün springen, ergiessen sich jeweils hunderte von Menschen gleichzeitig auf die Strasse - man muss sich einfach mittreiben lassen.

In Shibuya und Umgebung findet man auch einige der besten Cafés, die Tokyo zu bieten hat. Beispielsweise Streamer Coffee, mit dem sich Hiroshi Sawada als erster asiatischer Barista World Champion selbstständig gemacht hat. Oder On The Corner, ein kleines Lokal mit einem ebenso entspannten wie hippen Publikum, in dem man leckeren Cheesecake schnabulieren kann. Gefunden habe ich es über die Seite Tokyo Cheesecake, einem Guide extra für Cafés - perfekt für mich also!

Ganz in der Nähe befindet sich auch die Takeshita-dori, eine kleine Strasse mit zahlreichen Läden, Restaurants und den schrägsten Vögeln der Stadt. Das Noa Café ist dabei besonders zu empfehlen - erstens wegen der sündhaft leckeren Waffeln und zweitens wegen der grossen Fenster, durch die man das bunte Treiben draussen betrachten kann. Besser als Kino.

Ein kulinarisches Erlebnis der ganz anderen Art ist hingegen der Tsukiji-Fischmarkt, der immer wieder mit seinen Thunfisch-Auktionen für Aufsehen sorgt. Allerdings besorgen hier nicht Herr und Frau Japaner ihre Einkäufe, sondern die Restaurantbesitzer und Grosshändler decken sich mit frischen Zutaten für den Tag ein. Im Klartext heisst das: Hier werden Geschäfte gemacht, und zwar grosse. Wer im Weg steht oder die Händler bei der Arbeit behindert, macht sich unbeliebt.

Deswegen und weil der Markt zu solch einem Touristenmagneten geworden ist, haben die Betreiber den Zugang mittlerweile eingeschränkt. Wer eine Thunfisch-Auktion miterleben will, muss um fünf Uhr morgens vor Ort sein und sich registrieren lassen, doch selbst das ist keine Garantie, dass man dann auch wirklich rein darf. Nur die ersten 120 Personen werden vorgelassen - es gilt das Prinzip first come, first serve.

Auch die anderen Bereiche sind stark reglementiert und dürfen meist erst ab 9 Uhr besichtigt werden - dann, wenn das Spektakel eigentlich schon vorbei ist. Für mich war der Besuch des sogenannten Inner Markets daher eher eine Enttäuschung. Viel spannender fand ich den Outer Market, wo alles ein wenig kleiner und überschaubarer ist, wo man aber auch immer wieder mal die Finger in eine Schüssel stecken und irgendeine Spezialität probieren darf. Auch wenn man nicht bei allen "Spezialitäten" sicher sein kann, ob man das auch will...

Insgesamt ist Tokyo eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Stadt. Eine Mega-City, die niemals schläft und in der eine Vielzahl von (Sub-)Kulturen aufeinander treffen. Als Tourist aus der beschaulichen Schweiz kann da oft nur mit offenem Mund dastehen und staunen, sich über das bunte und fröhliche Gewusel freuen und manchmal innehalten und sich verwundert am Kopf kratzen.

Eine Reise wert, auf jeden Fall - und ich weiss jetzt schon, dass ich irgendwann wieder dort vorbeischauen werde!

Dienstag, 14. Mai 2013

Ein bisschen Kultur: Nara und Kyoto






















Liest man japanische Studien zur Religionszugehörigkeit, so fällt auf, dass die Summe der Antworten immer mehr ist als die Anzahl der Befragten. Das liegt daran, dass sich die meisten Japaner zwei Religionen zugehörig fühlen - dem Buddhismus und dem Shinto, einer Art pantheistischer Glaubensvorstellung, die davon ausgeht, dass alle Dinge beseelt sind. Da dies auch für Menschen gilt und Buddha nichts anderes war als ein erleuchteter Mensch, müssen sich die zwei Religionen nicht ausschliessen. Ja, die Japaner könnten sogar gleichzeitig Buddhisten und Christen sein, da man Jesus ebenfalls als Buddha interpretieren könnte - nur, dass das wohl umgekehrt nicht so gut ankommen würde.

Die beiden Religionen finden unterschiedlichsten Eingang in den Alltag der Japaner. Buddhismus sei die Religion für's Sterben, hat mir mal jemand gesagt, während Shinto die Religion für's Leben sei. Inwiefern das die gängige Meinung oder diejenige eines Einzelnen ist, kann ich nicht beurteilen. Auf mich persönlich haben die buddhistischen Tempel aber immer viel ehrfürchtiger und schwermütiger gewirkt als die rot gestrichenen Shinto-Schreine, in denen man laut in die Hände klatschen muss, damit die Gottheit auf einen aufmerksam wird.

Einer der bekanntesten Tempel ist der Todai-ji (Bilder oben) in Nara, einer kleinen Stadt in der Nähe von Osaka. Er ist das Zuhause des Grossen Buddhas und gilt als grösstes noch existierendes Holzbauwerk der Welt. Bevor man hinein geht, ist es wie in allen Tempeln üblich, sich Mund und Hände zu waschen oder ein Räucherstäbchen anzuzünden und sich mit dem Rauch zu umgeben - zur Reinigung.

Nara war früher sogar einmal die Hauptstadt Japans, doch nachdem diese nach Kyoto verlegt wurde, verlor es rapide an Bedeutung. Heute liegen alle historischen Bauten ausserhalb der eigentlichen Stadt, und die meisten von ihnen sind in einem riesigen Park zusammengefasst. Man kann stundenlang verwunschenen Wegen entlang spazieren, die mit Moos überwachsenen Steinlaternen betrachten und sich vorstellen, wie das alles vor mehr als einem Jahrtausend ausgesehen haben muss. Ein Gedanke, der mir immer ein paar kleine Schauer über den Rücken rieseln lässt...

Unumstritten die kulturelle Hauptstadt ist aber nach wie vor Kyoto. Rund 400 Jahre lang Sitz des Kaiserhofes ist die Stadt noch heute übersäht von Schlössern, Burgen und natürlich religiösen Stätten. Wer sich Zeit nehmen will, braucht mindestens eine Woche, um alles zu sehen.

Kyoto ist im Übrigen auch einer der wenigen Orte, wo man noch Menschen in traditioneller Kleidung herumlaufen sieht. Obwohl die meisten es wahrscheinlich vor allem wegen der Touristen tun, so hat man doch hin und wieder das Glück, zwischen Gion und Sakyo-ku auf etwas "Echtes" zu stossen. So wurden wir zum Beispiel Zeuge einer buddhistischen Hochzeitszeremonie - eine sehr ernste Angelegenheit, wie ich etwas verwundert festgestellt habe.

Selbst für hartgesottene Sightseer kommt in Kyoto aber irgendwann der Zeitpunkt, wo es einfach zu viel wird. Dies vor allem auch deshalb, weil Japaner fast immer in grösseren Gruppen reisen - langes Anstehen ist die Regel, in den Anlagen wird man schön ordentlich über einen vorgegebenen Pfad gelotst (damit keiner aus der Reihe tanzt) und vor lauter Menschen muss man froh sein, wenn man mal ungestört ein Foto schiessen kann.

Wer also keine Lust oder keine Zeit für die Hardcore-Tour hat, dem sei hier eine Alternative geboten: Beginnend beim Nanzen-ji geht es über den Philosophenweg an einem schmalen Kanal und unter Kirschbäumen entlang zum Ginkaku-ji. Der Spaziergang ist ruhig und gemütlich, und das Beste daran ist, dass man unterwegs stets auf einen Snack oder eine heisse Nudelsuppe einkehren kann.
 
Damit beschliesse ich meinen kurzen Abstecher ins kulturelle und religiöse Leben Japans. Der Vollständigkeit halber sollte ich aber noch anmerken, dass meine Ausführungen arg vereinfacht sind und zahlreiche (auch negative - Stichwort Nationalismus) Aspekte ausser Acht lassen.

Dies nicht, weil ich ein verklärtes Bild von Japan habe, sondern weil dies schlicht nicht der richtige Ort für eine derartige Abhandlung ist. Wer sich vertieft damit auseinandersetzen will, dem empfehle ich einen Abstecher in die Bibliothek des Ostasiatischen Seminars in Zürich.

Dienstag, 7. Mai 2013

Kuidaore - eat till you drop






















Essen in Japan ist eine ziemliche Herausforderung - erstens wegen der Sprache und zweitens, weil das Essen selbst manchmal recht abenteuerlich daherkommt - zum Beispiel in Form von Walspeck oder gegrilltem Hühnerhals. Ersteres Problem haben die Restaurants zumindest in den grösseren Städten mittlerweile erkannt und bieten ihre Karten oft auch auf Englisch an oder versehen sie mit Bildern, so dass man erahnen kann, was man denn nun gerade bestellt.

Zweiteres Problem lässt sich lösen, indem man in Bezug auf's Essen relativ schmerzfrei bleibt und (wie meine Mitreisende und ich) eigentlich alles essen kann ausser Insekten und (bei mir) Innereien. Wer allerdings bei jedem Tintenfischchen und bei jedem Sushi-Röllchen innerlich zusammenzuckt, der wird es in Japan schwer haben.

Ich persönlich liebe japanisches Essen. Mir gefällt, dass man die Zutaten in den meisten Fällen für sich sprechen lässt und sie nicht mit allen möglichen Gewürzen überdeckt. Meist werden nur wenige Geschmacksrichtungen miteinander kombiniert, die man während des Essens stets herausspüren kann. Kuddelmuddel-Eintöpfe oder Gerichte, in denen alles irgendwie undefinierbar gleich schmeckt, gibt es in Japan äusserst selten.






















Das beste Essen überhaupt bekamen wir in Okayama, einer relativ kleinen Provinzhauptstadt, die normalerweise eher japanische Geschäftsreisende als Touristen anzieht. Ich muss zugeben, dass mich die billig aussehende Karte (Plastik, mit grellen Bildern von künstlich aussehendem Essen) zunächst abgeschreckt hat. Da meine Mitreisende aber vor Hunger langsam unleidig wurde, liess ich mich dennoch dazu überreden, das Lokal zu betreten. Und wurde extrem positiv überrascht - eine Erfahrung, die ich in Japan im Übrigen noch öfters machen sollte, denn es waren fast immer die spelunkig aussehenden Restaurants, die das beste Essen servierten.

Neben den ausschliesslich einheimischen Gästen und dem Wirt, der uns persönlich bediente und lächelnd in einer Mischung aus Gesten und ein paar Brocken Englisch mit uns kommunizierte, waren es wie gesagt die einfachen, aber köstlichen Gerichte, die mich umgehauen haben: Kurz angebratener Lachs mit Frühlingszwiebeln, Sojasauce, Sesamöl und etwas geriebenem Rettich. Eine Art würziger Pfannkuchen mit Lauch. Ein Salat aus Avocado, Tomaten und Lachs mit einer frischen Limetten-Vinaigrette. Und eine Kombination aus Reis, Miso-Suppe und eingelegtem Gemüse (Pickles).

Simpel, gerade heraus und ohne viel Tam Tam. Dazu ein kaltes Bier und der Abend ist perfekt (Letzteres ist übrigens ein absolutes must: Japaner kommen in Bezug auf den Alkohol direkt zur Sache und trinken zum Essen fast immer Bier, Sake oder nicht selten auch einen Whisky. Eine Angewohnheit, an die man sich schnell gewöhnt...)






















Doch nicht nur in den Restaurants wird gerne zugelangt, auch Streetfood ist in Japan äusserst beliebt. Von Reismehlklössen in süsslich-salziger Sauce (Dango) über sündhaft heisse Oktopus-Bällchen (Takoyaki, Bild oben) bis hin zu Nudelsuppen, die in kleinen, meist zur Strasse hin offenen Bars im Stehen eingenommen werden - die Palette ist riesig, die Möglichkeiten schier unerschöpflich.

Ein Gericht, das man ebenfalls oft als Streetfood sieht, das man aber vor allem auch in dafür spezialisierten Restaurants bekommt, ist Okonomiyaki. Es wird auf einer heissen Platte zubereitet und ähnelt einem grossen Pfannkuchen, der aus Kohl, Meeresfrüchten, Fleisch, Nudeln, Gemüse, Ei und sogar Käse bestehen kann. Das, was da so dekorativ obenauf liegt, ist im Übrigen keine Zwiebelschale (wie ich in meiner unendlichen Naivität dachte), sondern irgendetwas vom Bonito. Haut möglicherweise, oder irgendein Organ? Man weiss es nicht genau...






















Okonomiyaki kommt ursprünglich aus der Region um Osaka, doch mittlerweile bekommt man es auch an anderen Orten. Dennoch sind die Menschen dort immer noch sehr stolz auf "ihr" Gericht und nennen es liebevoll "Osaka Soulfood" - ein weiterer Beweis dafür, dass Osaka die Stadt der leiblichen Genüsse und des Spasses ist. Oder eben die Stadt des "Kuidaore", was so viel heisst wie "essen, bis man platzt."

Dem, kann ich nur sagen, haben wir Folge geleistet.

Samstag, 4. Mai 2013

Osaka






















Nach Japan wollte ich, seit ich mit zehn Jahren zum ersten Mal in diesem Restaurant gegessen habe. Ein Land, das so wunderbares Essen auf den Tisch zaubern konnte, schien mir damals schon ungeheuer faszinierend. Alles war so ungewohnt, so neu und so anders als alles, was ich bis dahin kennen gelernt hatte. Ich wusste einfach tief in mir drin, dass ich eines Tages selber nach Japan reisen musste - auch wenn es mir bis heute nicht gelingt, dieses Gefühl richtig zu beschreiben.

Auch nach meiner Reise hat das Land für mich nichts an Faszination eingebüsst, obwohl ich nun sagen kann, dass es über weite Strecken nicht wirklich schön im eigentlichen Sinne ist. Japan hat ein Platzproblem, und wenn man ein Stück unberührte Natur finden will, muss man sehr weit fahren - zum Beispiel in den Norden, wo ich es leider nicht hingeschafft habe. Im mittleren Teil der Hauptinsel Honshu hingegen dominieren Städte, Autobahnen, Industriegebiete und Eisenbahnlinien das Bild.

Hinzu kommt, dass auch die Städte an sich der europäischen Idee von Ästhetik nicht standhalten können. Selbst Kyoto, die alte und ehrwürdige Kaiserstadt, ist abseits der Tempelanlagen oftmals frappierend hässlich und mit lieblosen Betonklötzen übersäht. Wer den Reiz Japans erleben will, wirft also am besten alles, was er über das Land zu wissen glaubt, am Flughafen über Bord und macht sich frei von allen Vorurteilen. Sich treiben lassen, eintauchen in die überwältigenden Menschenmassen und auf eigene Faust entdecken - das ist das geeignete Rezept, um der Kultur näher zu kommen.






















Besonders gut klappt das in Osaka, dem grossen Handelszentrum in der Kansai-Ebene. Die Stadt strahlt eine pulsierende Lebensfreude aus, die manchem Japaner, der aus einer anderen Region stammt, verdächtig erscheint. Der Umgangston sei hier lockerer, hört man oft, die Spässe direkter und das Essen besser, vielfältiger und auch ein wenig deftiger als anderswo.

Um Osaka zu entdecken, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man stürzt sich gleich mitten ins Getümmel rund um den Namba-Bahnhof, wo das Vergnügungsviertel Dotonbori (Bild ganz oben) beginnt. Hier reiht sich Kneipe an Kneipe, Teenager schlendern durch die Strassen auf der Suche nach dem neusten Mode-Kick und abends erstrahlt alles im Licht der Neonschilder und Lampions. Ein heilloses Durcheinander, das einen zu Beginn der Reise leicht abschrecken kann.

Wer es etwas übersichtlicher mag, beginnt hingegen im nördlich gelegenen Geschäftsviertel, schlendert durch die Parkanlagen am Kanal und setzt sich mit einem Bier oder zwei unter einen blühenden Kirschbaum - die Lieblingsbeschäftigung der Japaner im April.



















Wir haben für uns die zweite Variante gewählt und sind, nichtsahnend und per Zufall, in einen der grössten Food-Märkte geraten, die ich je gesehen habe. Und mit Food-Markt meine ich jetzt nicht diese Ansammlungen von Gemüse- oder Fischständen, wo man für den täglichen Bedarf einkaufen kann - diesbezüglich habe ich zugegebenermassen schon weitaus Grösseres gesehen. Nein, dieser Markt hier war eine Prachtmeile aus Frittierständen und Garküchen, eine einzige, monothematische und aufs Essen konzentrierte Kirmes, die nur hin und wieder von einer Schiessbude oder ähnlichem aufgelockert wurde - fürs gute Gewissen sozusagen.

Es ist ein Paradies für Freunde des Streetfoods, durch das man sanft von der Menge getragen wird. Denn obwohl sich auch hier hunderte Menschen tummeln, ist die Stimmung überhaupt nicht gehetzt. Steht einem jemand im Weg, tritt man entspannt zu Seite, lächelt höflich und geht gemütlich weiter. Kein Vergleich zum gestressten Zürich, wo man schon böse angestarrt wird, wenn man ineffizient einen Koffer durch den Bahnhof zieht.






















Nachdem wir den Markt hinter uns gelassen hatten, überquerten wir den Kanal erneut und spazierten auf der anderen Seite zurück in Richtung Osaka Castle. Das Original wurde 1585 für Hideyoshi Toyotomi, einen mächtigen Feldherrn und Politiker, gebaut, wurde aber später von seinen Gegnern zerstört. Zu sehen ist heute ein Nachbau aus Beton, der aber trotzdem beeindruckend ist - zumindest von aussen, denn innen unterscheidet sich das Gebäude nicht von einem herkömmlichen Wohnhaus.

Auf dem ganzen Weg haben wir ständig nach der Kirschblüte Ausschau gehalten, wurde uns doch gesagt, dass diese genau in unsere Reisezeit fallen würde. Leider jedoch war die Vegetation aufgrund des sonnigen und warmen Wetters drei Wochen zu früh dran - und so fanden wir bei unserem Spaziergang nur noch wenige blühende Bäume vor. Wie überwältigend es wohl aussehen muss, wenn die ganze Stadt damit übersäht ist...!


















Damit beschliesse ich meinen ersten Reisebericht aus Japan. Im nächsten Post geht es dann (wie könnte es anders sein) um das Essen. Nur so viel sei schon verraten: Osaka wird auch "City of Kuidaore" genannt - was so viel heisst wie "eat till you drop". Sympathisch, oder?