Dienstag, 7. Mai 2013

Kuidaore - eat till you drop






















Essen in Japan ist eine ziemliche Herausforderung - erstens wegen der Sprache und zweitens, weil das Essen selbst manchmal recht abenteuerlich daherkommt - zum Beispiel in Form von Walspeck oder gegrilltem Hühnerhals. Ersteres Problem haben die Restaurants zumindest in den grösseren Städten mittlerweile erkannt und bieten ihre Karten oft auch auf Englisch an oder versehen sie mit Bildern, so dass man erahnen kann, was man denn nun gerade bestellt.

Zweiteres Problem lässt sich lösen, indem man in Bezug auf's Essen relativ schmerzfrei bleibt und (wie meine Mitreisende und ich) eigentlich alles essen kann ausser Insekten und (bei mir) Innereien. Wer allerdings bei jedem Tintenfischchen und bei jedem Sushi-Röllchen innerlich zusammenzuckt, der wird es in Japan schwer haben.

Ich persönlich liebe japanisches Essen. Mir gefällt, dass man die Zutaten in den meisten Fällen für sich sprechen lässt und sie nicht mit allen möglichen Gewürzen überdeckt. Meist werden nur wenige Geschmacksrichtungen miteinander kombiniert, die man während des Essens stets herausspüren kann. Kuddelmuddel-Eintöpfe oder Gerichte, in denen alles irgendwie undefinierbar gleich schmeckt, gibt es in Japan äusserst selten.






















Das beste Essen überhaupt bekamen wir in Okayama, einer relativ kleinen Provinzhauptstadt, die normalerweise eher japanische Geschäftsreisende als Touristen anzieht. Ich muss zugeben, dass mich die billig aussehende Karte (Plastik, mit grellen Bildern von künstlich aussehendem Essen) zunächst abgeschreckt hat. Da meine Mitreisende aber vor Hunger langsam unleidig wurde, liess ich mich dennoch dazu überreden, das Lokal zu betreten. Und wurde extrem positiv überrascht - eine Erfahrung, die ich in Japan im Übrigen noch öfters machen sollte, denn es waren fast immer die spelunkig aussehenden Restaurants, die das beste Essen servierten.

Neben den ausschliesslich einheimischen Gästen und dem Wirt, der uns persönlich bediente und lächelnd in einer Mischung aus Gesten und ein paar Brocken Englisch mit uns kommunizierte, waren es wie gesagt die einfachen, aber köstlichen Gerichte, die mich umgehauen haben: Kurz angebratener Lachs mit Frühlingszwiebeln, Sojasauce, Sesamöl und etwas geriebenem Rettich. Eine Art würziger Pfannkuchen mit Lauch. Ein Salat aus Avocado, Tomaten und Lachs mit einer frischen Limetten-Vinaigrette. Und eine Kombination aus Reis, Miso-Suppe und eingelegtem Gemüse (Pickles).

Simpel, gerade heraus und ohne viel Tam Tam. Dazu ein kaltes Bier und der Abend ist perfekt (Letzteres ist übrigens ein absolutes must: Japaner kommen in Bezug auf den Alkohol direkt zur Sache und trinken zum Essen fast immer Bier, Sake oder nicht selten auch einen Whisky. Eine Angewohnheit, an die man sich schnell gewöhnt...)






















Doch nicht nur in den Restaurants wird gerne zugelangt, auch Streetfood ist in Japan äusserst beliebt. Von Reismehlklössen in süsslich-salziger Sauce (Dango) über sündhaft heisse Oktopus-Bällchen (Takoyaki, Bild oben) bis hin zu Nudelsuppen, die in kleinen, meist zur Strasse hin offenen Bars im Stehen eingenommen werden - die Palette ist riesig, die Möglichkeiten schier unerschöpflich.

Ein Gericht, das man ebenfalls oft als Streetfood sieht, das man aber vor allem auch in dafür spezialisierten Restaurants bekommt, ist Okonomiyaki. Es wird auf einer heissen Platte zubereitet und ähnelt einem grossen Pfannkuchen, der aus Kohl, Meeresfrüchten, Fleisch, Nudeln, Gemüse, Ei und sogar Käse bestehen kann. Das, was da so dekorativ obenauf liegt, ist im Übrigen keine Zwiebelschale (wie ich in meiner unendlichen Naivität dachte), sondern irgendetwas vom Bonito. Haut möglicherweise, oder irgendein Organ? Man weiss es nicht genau...






















Okonomiyaki kommt ursprünglich aus der Region um Osaka, doch mittlerweile bekommt man es auch an anderen Orten. Dennoch sind die Menschen dort immer noch sehr stolz auf "ihr" Gericht und nennen es liebevoll "Osaka Soulfood" - ein weiterer Beweis dafür, dass Osaka die Stadt der leiblichen Genüsse und des Spasses ist. Oder eben die Stadt des "Kuidaore", was so viel heisst wie "essen, bis man platzt."

Dem, kann ich nur sagen, haben wir Folge geleistet.

4 Kommentare:

Mrs. Fox hat gesagt…

Ohje, mir lief beim lesen das Wasser im Mund zusammen :) Ich liebe japanisches Essen :) Wie waren die Takoyaki?? Die sehen nämlich unglaublich lecker aus (und groß :))

Bestsmellers hat gesagt…

Sie waren vor allem unglaublich heiss, so dass ich erst mal gar nichts geschmeckt habe...danach waren sie sehr lecker, aber die Sauce hätte ich nicht unbedingt gebraucht...;-)

Mrs. Fox hat gesagt…

Okay, die interessieren mich nämlich schon lange :) Was war es denn für eine Soße? Sieht stark nach Soja aus^^

Bestsmellers hat gesagt…

Irgendwie undefinierbar, deshalb fand ich sie auch nicht so toll...eine Mischung aus Essig, Soja und Ketchup, wenn ich raten müsste, mit noch was Mysteriösem, was ich nicht benennen kann...leg mich also bitte nicht drauf fest...;-)