Mittwoch, 30. Mai 2012

Lissabon





















Gerade bin ich aus einer Woche Erholungsurlaub in Lissabon zurückgekehrt. Eine tolle Stadt - so verspielt und dennoch kosmopolitisch, mediterran, obwohl am Atlantik. Ein herrliches Durcheinander an verwinkelten Gässchen, altmodischen Aufzügen und urtümlichen Strassenbahnen. Bei Tageslicht interessant, des Abends aber wunderschön, wenn die untergehende Sonne von den unzähligen Dächern und Fassaden in gelb, rot, orange und rosa widerscheint...

Der älteste Bezirk der Stadt ist zwar das ehemalige Maurenviertel Alfama, doch das Herz Lissabons schlägt eindeutig im Bairro Alto, das sich während der Nacht in eine einzige grosse Outdoor-Partymeile verwandelt, sowie im benachbarten Chiado, wo Kirchen Seite an Seite mit Cafés und Boutiquen stehen.


Leider merkt man der Stadt auch an, dass sie in einem der ärmsten Länder Europas steht. Viele Häuser sind heruntergekommen, stehen leer oder wurden durch behelfsmässige Renovationen verschandelt. Manch einer mag argumentieren, dass genau in diesem leicht Marroden der spezielle Charme Lissabons liegt; die Stadt als grande dame, die viel gesehen hat und mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist.

Mir hat es aber bei jedem verfallenen Palazzo und bei jedem überwucherten Mosaik fast das Herz abgedrückt. Zu stark ist der Eindruck, dass damit auch immer ein Teil der eigenen Geschichte verloren geht - ein Gefühl, das ich bereits aus Sizilien kenne...

Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - ist die Stadt auf jeden Fall einen Besuch wert. Das nahe gelegene Meer und die Desserts, für die man in Portugal eine Schwäche zu haben scheint, setzen dabei noch einen drauf. Doch dazu mehr im nächsten Post...

Samstag, 12. Mai 2012

Rhabarber-Kokos-Wähe








An anderer Stelle habe ich bereits über die Kuriositäten Schweizer Dialekte geschrieben - eine kleine Abhandlung darüber, dass wir uns untereinander teilweise nicht verstehen, geschweige denn von unseren deutschen Nachbarn verstanden werden. Ein Wort, an dem sich immer mal wieder die dialektalischen Geister scheiden, ist das Wort Wähe. Oder eben Wäje. Oder Dünne oder Flade oder Chueche oder Turte. Eine herrliche Vielfalt an Namen, welche die Vielfalt der möglichen Rezepte widerspiegelt.

Grundsätzlich ist die Wähe nichts anderes als eine Schweizer Tarte oder Quiche, die entweder süss oder salzig gegessen wird. Bei letzterem sind Variationen mit Spinat, Käse und Zwiebeln sehr beliebt, bei ersteren hingegen Äpfel, Aprikosen, Pflaumen oder Kirschen. Allen gemeinsam ist ein Guss aus Milch und Ei sowie ein Boden, der entweder aus Blätter- oder Kuchenteig besteht.


Ich persönlich LIEBE Rhabarber-Wähe. Doch nach den zahlreichen Rhabarber-Rezepten, die in letzter Zeit so durch die Blogwelt gegeistert sind, stand mir der Sinn nach Experimentieren, nach ein wenig Extravaganz zur traditionellen Schweizer Wähe.

Besonders angetan hat es mir dann schlussendlich des Fräuleins Rhabarber-Kokosschnitte. Eine Kombination, die förmlich "Mach mich nach!" schreit...

Rezept:

Für den Teig:

150 g Mehl
0,5 TL Salz
1,5 EL Zucker
75 g kalte Butter
3-4 EL kaltes Wasser

1.) Mehl, Salz und Zucker in einer Schüssel mischen. Butter in Flöckchen zugeben und verreiben, bis die Masse krümelig ist.

2.) Eine Vertiefung formen, das Wasser zugeben und schnell zu einem gleichmässigen Teig zusammenfügen. Für eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.


Für den Belag:

6-7 grosse Rhabarberstangen
3-4 EL Kokosflocken

Für den Guss:

0,5 dl Milch
0,5 dl Kokosmilch
1 Ei
1 EL Zucker

1.) Dein Teig mit Hilfe von ein wenig Mehl ca. 3 mm dick auswallen und ein rundes Blech damit belegen. Den Boden mit einer Gabel ein paar Mal einstechen und die Kokosflocken darauf verteilen.

2.) Rhabarber waschen und klein schneiden, den Teig damit belegen.

3.) Für den Guss das Ei verklopfen und Milch, Kokosmilch und Zucker untermischen, bis eine gleichmässige Masse entsteht. Über die Rhabarberstücke geben und anschliessend im vorgeheizten Ofen für 30 bis 40 Minuten backen (bei 220 Grad). Schmeckt am besten lauwarm und mit ein wenig Schlagsahne.

Montag, 7. Mai 2012

Bärlauchbutter-Käse-Toast




















Auch wenn ich selber kein Problem mit Sonnenschein und Temperaturen von 25 Grad das ganze Jahr über hätte - die momentane Regenperiode scheint der Natur ausserordentlich gut zu tun. Im Garten blüht und wuchert es, das Unkraut wächst mir bald über den Kopf und droht mir sogar meinen geliebten Bärlauch zu ersticken. Höchste Zeit also, die Ernte einzuholen; vermutlich wird es für dieses Jahr sowieso die letzte gewesen sein.




















Was aber damit anfangen? Es ist ja nicht etwa so, dass es zu wenig tolle Bärlauch-Rezepte geben würde; das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Sollte man die Blätter unter den Salat mischen, kochen oder doch lieber zu Pesto verarbeiten...? Da ich Bärlauch wie schon hier oder hier beschrieben ein schlichtweg grossartiges Kraut finde, musste es ein Rezept sein, von dem ich noch lange was haben sollte. Und da die Garten-Ausbeute für den Pesto nicht gereicht hat, habe ich mich für eine feine Kräuterbutter entschieden.




















Dafür einfach eine anständige Menge weicher Butter mit  einer ebenso anständigen Portion fein gehackter Bärlauchblätter vermischen (bei mir waren's ca. 100-150 g und etwa 15 Blätter). Dann ein paar Blätter Zitronenbasilikum (das gibt dem Ganzen die nötige Frische) sowie wenig glatte Petersilie hacken und ebenfalls untermischen. Mit Salz und Pfeffer würzen sowie mit ein wenig Paprika abschmecken.

Schmeckt toll auf gegrilltem Steak oder wie hier auf Toast. Dazu Brotscheiben mit Butter bestreichen, etwas Käse darüber streuen und bei 220 Grad kurz backen, bis sie goldbraun sind.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Gnocchi alla Casa

Gnocchi nach Art des Hauses - so ungefähr könnte man den Titel dieses Postes übersetzen. Das "alla Casa" bezieht sich einerseits darauf, dass die Gnocchi hausgemacht sind, im Schweisse meines Angesichts selbst geknetet und geformt. Andererseits bezieht es sich aber auch auf die Sauce, die nach diversen Probiererlebnissen in Restaurants und zu Hause so ihre eigene Form angenommen hat.

Grundbestand sind würzige, südländische Würstchen, entweder sizilianische Salsicce (die sind mir nach dem doch etwas länger zurück liegenden Urlaub leider ausgegangen) oder Luganighe aus dem Tessin. Eine schöne Alternative zum klassischen Sugo, die jedes Mal wieder ein wenig anders schmeckt - je nach dem, ob die Würstchen nun mit Anis, Fenchel, Paprika oder Chilli gewürzt sind.


Da liegt aber auch genau der Hase im Pfeffer - das Essen steht und fällt nämlich mit der Qualität der Würstchen. Fehlt diesen der Pepp, wird auch der Sugo lahm, da hilft auch kein Nachwürzen mehr. Sind sie sogar - Gott bewahre - knorpelig oder sonst irgendwie eklig ... naja, ihr könnt es euch ja vorstellen ...

Ich empfehle daher, in der Causa Salsiccia den Italiener des Vertrauens aufzusuchen oder nur Würstchen zu verwenden, von denen man weiss, dass sie einem passen. Schmecken sie direkt vom Grill, schmecken sie auch in der Sauce!






















Rezept:

Für den Sugo:

2 grosse Salsicce oder 4 kleine Luganighe
3 Knoblauchzehen
750 g Passata Rustica (siehe diesen Post)
2-3 Rosmarinzweige
0,5 TL Fenchelsamen
0,5 TL getrocknete und gehackte Chillischoten
1,5 EL Zucker
Salz, Pfeffer
Olivenöl

1.) Die Würste der Länge nach aufschlitzen und die Haut entfernen. Das Fleisch in heissem Olivenöl braten und dabei etwas zerkleinern, es dürfen aber ruhig noch grössere Stücke zurückbleiben. Gut durchbraten, bis keine Flüssigkeit mehr in der Pfanne ist.

2.) Die Hitze reduzieren, den Knoblauch auspressen und Chilli und Fenchelsamen dazu geben. Kurz anschwitzen und anschliessend die Passata dazu geben. Rosmarin und Zucker dazu und mit Salz und Pfeffer abschmecken (je nach Würze der Wurst). Alles für ca. 1 Stunde einkochen lassen.


Für die Gnocchi:

600 g Kartoffeln, mehligkochend (ganz wichtig, sonst wird der Teig kleistrig!!)
100 g Mehl
1 Ei

1.) Kartoffeln schälen und würfeln. In Salzwasser kochen, bis sie ganz weich sind, danach das Wasser abgiessen und die Kartoffeln gut trocknen lassen.

2.) Kartoffeln durch das Passe-Vite drehen und gut auskühlen lassen. Anschliessend das Ei verklopfen und untermischen, das Mehl portionenweise darübersieben und zu einem Teig verkneten.

3.) Mit Hilfe von wenig Mehl Rollen von ca. 2 cm Durchmesser formen und in Stücke schneiden. Diese mit einer Gabel leicht eindrücken und danach in Salzwasser kochen - wenn sie an die Oberfläche steigen, sind sie so weit. Ein wenig Butter dazu geben und mit Sauce garnieren.






















Das Rezept reicht für 2 bis 3 Personen. Buon Appetito!