Sonntag, 19. Mai 2013

Mega-City Tokyo

Der letzte Teil unserer Reise führte uns nach Tokyo, eine Stadt von so unglaublicher Grösse, dass es einem schier den Atem nimmt. Rund 35 Millionen Menschen wohnen in ihrem Grossraum, 9 davon in der eigentlichen Stadt. Es gibt Bahnstationen mit 25 verschiedenen Ausgängen, die mehrere hundert Meter auseinanderliegen und nahtlos in die gleichnamigen U- oder S-Bahnstationen übergehen. Die grösste davon ist Shinjuku, mit angeblich 3 Millionen Passagieren täglich.

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie die Leute es schaffen, dort jemals pünktlich zu einem Termin zu erscheinen. Andererseits sieht man die Japaner auch immer in den Zügen schlafen - wahrscheinlich müssen sie um 4 Uhr morgens aufstehen, damit sie rechtzeitig und trotz Rush Hour den Weg durch diese Stadt finden.

Natürlich müssen sich all die Tokyoter ja auch irgendwo amüsieren - und das tun sie vornehmlich in Roppongi, Shinjuku und Shibuya. Die Kreuzung dort, Shibuya Crossing, ist in praktisch jedem Film über Tokyo einmal zu sehen und die Neonschilder leuchten beinahe Tag und Nacht. Wenn die Ampeln auf Grün springen, ergiessen sich jeweils hunderte von Menschen gleichzeitig auf die Strasse - man muss sich einfach mittreiben lassen.

In Shibuya und Umgebung findet man auch einige der besten Cafés, die Tokyo zu bieten hat. Beispielsweise Streamer Coffee, mit dem sich Hiroshi Sawada als erster asiatischer Barista World Champion selbstständig gemacht hat. Oder On The Corner, ein kleines Lokal mit einem ebenso entspannten wie hippen Publikum, in dem man leckeren Cheesecake schnabulieren kann. Gefunden habe ich es über die Seite Tokyo Cheesecake, einem Guide extra für Cafés - perfekt für mich also!

Ganz in der Nähe befindet sich auch die Takeshita-dori, eine kleine Strasse mit zahlreichen Läden, Restaurants und den schrägsten Vögeln der Stadt. Das Noa Café ist dabei besonders zu empfehlen - erstens wegen der sündhaft leckeren Waffeln und zweitens wegen der grossen Fenster, durch die man das bunte Treiben draussen betrachten kann. Besser als Kino.

Ein kulinarisches Erlebnis der ganz anderen Art ist hingegen der Tsukiji-Fischmarkt, der immer wieder mit seinen Thunfisch-Auktionen für Aufsehen sorgt. Allerdings besorgen hier nicht Herr und Frau Japaner ihre Einkäufe, sondern die Restaurantbesitzer und Grosshändler decken sich mit frischen Zutaten für den Tag ein. Im Klartext heisst das: Hier werden Geschäfte gemacht, und zwar grosse. Wer im Weg steht oder die Händler bei der Arbeit behindert, macht sich unbeliebt.

Deswegen und weil der Markt zu solch einem Touristenmagneten geworden ist, haben die Betreiber den Zugang mittlerweile eingeschränkt. Wer eine Thunfisch-Auktion miterleben will, muss um fünf Uhr morgens vor Ort sein und sich registrieren lassen, doch selbst das ist keine Garantie, dass man dann auch wirklich rein darf. Nur die ersten 120 Personen werden vorgelassen - es gilt das Prinzip first come, first serve.

Auch die anderen Bereiche sind stark reglementiert und dürfen meist erst ab 9 Uhr besichtigt werden - dann, wenn das Spektakel eigentlich schon vorbei ist. Für mich war der Besuch des sogenannten Inner Markets daher eher eine Enttäuschung. Viel spannender fand ich den Outer Market, wo alles ein wenig kleiner und überschaubarer ist, wo man aber auch immer wieder mal die Finger in eine Schüssel stecken und irgendeine Spezialität probieren darf. Auch wenn man nicht bei allen "Spezialitäten" sicher sein kann, ob man das auch will...

Insgesamt ist Tokyo eine im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Stadt. Eine Mega-City, die niemals schläft und in der eine Vielzahl von (Sub-)Kulturen aufeinander treffen. Als Tourist aus der beschaulichen Schweiz kann da oft nur mit offenem Mund dastehen und staunen, sich über das bunte und fröhliche Gewusel freuen und manchmal innehalten und sich verwundert am Kopf kratzen.

Eine Reise wert, auf jeden Fall - und ich weiss jetzt schon, dass ich irgendwann wieder dort vorbeischauen werde!

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