Sonntag, 10. April 2011

Kampf der Kommissare

Ich habe einen Neuen. Ein wunderbarer Mann – bringt mich zum Lachen, ist intelligent, fordert mich heraus. Ist manchmal etwas aufbrausend und launisch, aber hey, niemand ist perfekt, oder? Nur schade, dass wir momentan nicht viel Zeit füreinander haben, denn ich bin mit Uni-Kram beschäftigt und er damit, blutrünstige Mörder dingfest zu machen. Ganz recht, Mörder, denn mein Neuer ist Kommissar. Sein Name? Commissario Salvo Montalbano, wohnhaft in Vigàta, Sizilien.





















An dieser Stelle muss ich mich wohl endgültig als angefressener Krimifan outen. Und als solcher haben praktisch alle Ermittler dieser Welt schon mal mein Bett geteilt (im rein literarischen Sinne, versteht sich, denn das Bett ist mein bevorzugter Leseort). Angefangen bei Håkan Nessers erfolgreichem Kommissar Van Veeteren über die beiden Detectives Gino Rolseth und Leo Magozzi aus Minneapolis bis hin zum schrulligen Jean-Baptiste Adamsberg aus der Feder der französischen Autorin Fred Vargas.

Nicht alle haben ihren Auftrag in meinem Bett gleich gut ausgeführt. So bin ich beispielsweise nie mit Commissario Brunetti aus Venedig warm geworden – zu perfekt erscheint er mir, mit seinen immer braven Kindern und seiner hübschen Frau, die es trotz Arbeit immer schafft, ihrem Mann ein leckeres italienisches Dreigang-Menu auf den Tisch zu zaubern, wenn er nach Hause kommt.

Ein ganz anderer Fall ist da schon Kurt Wallander. Der Kommissar aus der schwedischen Kleinstadt Ystad war bisher immer mein Lieblingsermittler, ja, er erscheint mir geradezu wie der Vater aller Kriminalisten, so melancholisch und cholerisch er auch sein mag. Er löst jeden Fall und schafft es, dabei auch noch einen Hauch Sozialkritik zu üben, ohne dass man vor lauter schlechtem Gewissen gleich das Buch aus der Hand legen möchte.

So müssen also alle meine Neuen mit diesem Helden um meine Gunst buhlen. Auch Salvo Montalbano, der übrigens der Fantasie von Andrea Camilleri entstammt – eine der wenigen sizilianischen Persönlichkeiten, die man auch ausserhalb des Landes kennt. Keine leichte Aufgabe, und ich bin auch nach zwei sizilianischen Fällen (vs. alle Wallander-Fälle, rückwärts und vorwärts) noch nicht sicher, wer von beiden das Rennen machen wird.

Einen Vorteil hat Montalbano jedoch bereits jetzt ganz klar auf seiner Seite: Er isst. Ich meine, natürlich isst Wallander auch, zumindest im rein technischen Sinne der blossen Nahrungszufuhr. Aber wer die Bücher kennt, der weiss auch, dass Wallanders Essen selten aus mehr als einem Hamburger oder einem Sandwich besteht. Zu gestresst und deprimiert ist der schwedische Kommissar, um sein Essen auch noch geniessen zu können.

Nicht so Montalbano. Genüsslich schlemmt er sich durch sämtliche Spezialitäten Siziliens, so dass einem nur schon vom Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft. Gegrillte Seebarben, mit Parmesan überbackene Auberginen, Cannoli, Mustazzoli....fies. 

Echt fies.

Aber auch inspirierend, so dass ich pronto meine sizilianischen Kochbücher aus dem Schrank geholt und mich ans Kochen gemacht habe. Die Resultate seht ihr bald auf diesem Blog.

Ob das allerdings reicht, um Wallander als meinen Lieblingskommissar abzulösen – chissà?

2 Kommentare:

lamiacucina hat gesagt…

Über die kulinarischen Vorlieben des Herrn Montalbano gibt es auch schon Kochbücher :-)

Bestsmellers hat gesagt…

Umso erstaunlicher, dass ich erst jetzt mit der Lektüre begonnen habe!:-)