Samstag, 12. Februar 2011

Pausenbrötli...oder Büürli...oder doch Mutschli?





















Dem gemeinen Schweizer sagt man ja so einige Eigenheiten nach: Pünktlichkeit, Fleiss und Arbeitswille beispielsweise. Eine gewisse Sparsamkeit ebenso, die – bis vor Kurzem zumindest – ein florierendes Bankenwesen zur Folge hatte. Und zu guter Letzt den viel zitierten Kantönligeist, den Wikipedia als „übertrieben empfundene Differenzierung der Identität, Mentalität und Politik zwischen den 26 Schweizer Kantonen“ definiert.

Ja, es gibt tatsächlich einen Wikipedia-Eintrag zum Kantönligeist.

Dieser Geist hat nun die Fähigkeit, immer wieder andere Formen anzunehmen, je nach dem wo er gerade auftaucht. Mal zeigt er sich in Gestalt einer verunmöglichten politischen Debatte, weil jeder Kanton darauf besteht, dass man dieses und jenes auf keinen Fall bundesweit regeln könne, da in diesem und jenem Kanton die Sache ganz besonders – und eben anders – liege. Mal nimmt er die Form eines bösen Blickes an, der jemandem verächtlich über die Schulter zugeworfen wird, der in den verhassten Nachbarkanton gezogen ist. Und er zeigt sich, wahrscheinlich sogar am häufigsten, in den stolz verteidigten Dialekten der einzelnen Regionen.

Wer schon einmal gehört hat, wie sich Schweizer verschiedener Kantone darüber streiten, ob es nun „Glungge“ oder „Pfützä“ heisst, der kennt diese fast schon fanatisch geführten Diskussionen. Auf keinen Fall heisse es „Ahäuli“, es könne ja nur „Güpf“ heissen, wie dumm klingt das denn, bitteschön?

Sogar als Schweizer tappt man da manchmal in böse Fallen, wenn man beispielsweise in der Luzerner Bäckerei ein „Semmeli“ bestellt und dann von der Verkäuferin mit spöttisch hochgezogener Augenbraue ein „Mutschli“ überreicht bekommt. Wie muss es da erst unseren deutschen Mitbürgern gehen, die sich nach harter Arbeit (denn machen wir uns nichts vor, Schweizerdeutsch ist echt schwer zu lernen, egal an welchem Ort) einen Dialekt angeeignet haben und 20 Kilometer weiter südlich trotzdem nicht verstanden werden? 


Letztens wurde ich in der bereits erwähnten Luzerner Bäckerei Zeuge eines Dialogs, der genau dieses Dilemma veranschaulicht. Man lese und staune:

„Ich hätte gerne eine Aprikosenwähe.“ (Hochdeutsch)
„E waas?“ (Schweizerdeutsch)
„Eine Aprikosenwähe.“ (etwas lauter, dazu eine Mischung aus Schweizerdeutsch mit hochdeutschem Akzent)
„Bitte?“ (Schweizerdeutsch)
„Eine Aprikosenwähe!“ (immer noch ein Mischmasch, dafür aber mit einem Fingerzeig auf das gewünschte Objekt)
„Ahaa, Sie meined e Weeiä!“ (Schweizerdeutsch)
………. (hilfloser Blick zu mir, der suggeriert „Habe ich das nicht gesagt?“)


































Ja, er ist tückisch, der Kantönligeist.

Rezept Pausenbrötli…oder Büürli…oder doch Semmeli?
500 g Dinkelmehl
50 g gemahlene Haselnüsse
1 Päckchen Trockenhefe
2 EL Rohzucker
1,5 TL Salz
100 g Trockenfrüchte
3 dl Wasser
4 EL gehackte Mandeln

1.) Das Mehl mit den Haselnüssen, der Hefe, dem Salz und dem Zucker mischen. Die Trockenfrüchte - z.B. Kirschen oder Aprikosen - beigeben, grosse Früchte vorher klein schneiden. Alles gut vermengen und mit dem Wasser von der Mitte her zu einem feinen Teig anrühren.

2.) Den Teig zugedeckt und an der Wärme um das Doppelte aufgehen lassen. Danach den Backofen auf 200 Grad vorheizen und aus dem Teig sechs kleine Brötchen formen. Diese mit etwas Wasser bestreichen und die gehackten Mandeln darauf verteilen. Backen für ca. 15 bis 20 Minuten - wenn man von unten drauf klopft, sollten die Brötchen - oder Semmeli oder Mutschli - hohl klingen.

2 Kommentare:

lamiacucina hat gesagt…

Weggli !

Bestsmellers hat gesagt…

Knusperli hätte ich auch noch anzubieten...