Donnerstag, 1. August 2013

1. August-Zopf

Happy Birthday, Schweiz! Heute haben wir Nationalfeiertag, und aus diesem Anlass gibt es bei mir Zopf, das schweizerischste Gebäck, das ich mir vorstellen kann. Obwohl ich nicht sicher bin, ob es im eigentlichen Sinne und tatsächlich aus der Schweiz stammt, so weiss ich doch, dass jeder Brunch, jedes Bundesfrühstück und jeder Buurezmorge, der etwas auf sich hält, Zopf serviert.

Nun ist es aber so, dass die Schweiz (und ich im Übrigen auch) schon lange nicht mehr nur von dem lebt, was typisch schweizerisch ist. Längst haben andere Kulturen uns beeinflusst, haben wir Menschen aufgenommen, die aus anderen Ländern und aus weniger schönen Lebenssituationen hierher gekommen sind. Nicht immer geht das reibungslos vonstatten, klar, aber im Grossen und Ganzen hat uns das positiv beeinflusst. Auch wenn gewisse Kreise das anders sehen und alles daran setzen, ein konservatives und verschlossenes Bild der Schweiz nach aussen zu tragen.

Nehmen wir nur die Italiener: Was wären wir heute ohne ihr Essen? Ohne die Pizzerien und Trattorien, in die viele Schweizer so gerne gehen? Ohne die Spaghetti, die wir mittlerweile schon fast zum eigenen Nationalgericht erklärt haben? Ohne die Strassen, die sie in den 60er- und 70er-Jahren gebaut und ohne die Häuser, die sie in der gleichen Zeit hochgezogen haben?

Heute nehmen viele Schweizer die Italiener gar nicht mehr als "Ausländer" wahr, doch als meine Mutter (Tochter einer Schweizerin und eines Sizilianers) noch zu Schule ging, war das anders. Als sie von der Lehrerin schikaniert wurde, haben sich ihre Eltern nicht getraut, dagegen vorzugehen - wegen der Herkunft. Und als meine Tante weinend nach Hause kam und sie sie fragten, was los sein, antwortete sie bloss "Ich will kein Tschinggeli mehr sein".

Später lebten wir auf dem Land, wo es viele rechtskonservative Tendenzen gab. Wenn meine Mutter darauf hinwies, dass sie ebenfalls teilweise Ausländerin sei, bekam sie oft die gleiche Antwort zu hören: "Ja, aber du doch nicht" oder "Ja, aber dich meinen wir doch nicht."

"Aber du doch nicht" - ist das nicht furchtbar scheinheilig? Gegen eine bestimmte Nation oder eine Gruppe ("die Ausländer") zu hetzen und dann, wenn man doch noch ein genehmes Individuum trifft, zu sagen "Aber du doch nicht" oder "Du bist ja mittlerweile eher Schweizerin"?

Alles schon vorgekommen. Und ja, wir sind mittlerweile Schweizer. Aber wir sind eben auch Italiener. Und wir (als Ganzes) sind eben auch Deutsche, Kroaten, Albaner, Peruaner, Griechen, Türken, Marokkaner, Kenianer und Chinesen. Und aus diesem Grund gibt es bei mir auch nicht einfach den guten, traditionellen Zopf, sondern die aufgemotzte Version. Mit einer Zitrone aus Italien, Mandeln aus Spanien und Zimt, von dem ich zwar nicht weiss, wo er herkommt, von dem ich aber sicher bin, dass er auch nicht gerade beim Albisgüetli heimisch ist.

Ich wünsche euch einen schönen 1. August und än Guätä!

Rezept

Für den Teig:
300 g Mehl
0,5 TL Salz
3 EL Zucker
60 g Butter
20 g Hefe
1 dl Milch
1 Ei

1.) Mehl, Zucker und Salz in einer grossen Schüssel mischen. Die Butter in Flocken zugeben.

2.) Die Hefe in der Milch auflösen. Das Ei verklopfen und zusammen mit der Hefemilch von der Mitte aus unter das Mehl mischen. Gut verkneten, bis der Teig glatt und geschmeidig ist - schneidet man ihn an, sollten Bläschen zu sehen sein. Anschliessend zugedeckt und an der Wärme um das Doppelte aufgehen lassen.

3.) Den Teig 3 mm dick ausrollen und die Mandelmischung (siehe unten) gleichmässig darauf verteilen. Einrollen und mit der Schnittstelle nach unten auf der Arbeitsfläche platzieren.

4.) Die Rolle mit einem scharfen, glatten Messe der Länge nach aufschneiden. Darauf achten, dass sie am oberen Ende ganz bleibt; von dort beginnt man, die nach aussen gedrehten Hälften ineinander zu verschlingen. Die Enden gut festkleben.

5.) Den Zopf in den kalten Ofen schieben und 30-40 Minuten bei 220 Grad in der unteren Ofenmitte backen. Wer will, verteilt nach dem Herausnehmen noch eine Portion Zuckerglasur darauf.

Mandelfüllung:
150 g gemahlene Mandeln
3 EL Zucker
1 Apfel
0,5 Zitrone (Abrieb und Saft)
5 EL Sahne
Zimt

1.) Mandeln und Zucker miteinander mischen. Den Apfel schälen, reiben und untermischen.

2.) Die halbe Zitrone abreiben und auspressen, unter die Mandelmischung ziehen und mit zwei bis drei Prisen Zimt würzen. Zum Schluss die Sahne zugeben; die Füllung sollte schön feucht und nicht allzu süss sein.

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